Zu pferdegerechtem Training gehört auch eine freundliche und positive Arbeitsathmosphäre, schließlich wollen wir Spaß mit unserem Pferd haben und wir selbst lernen und arbeiten ja auch nicht gerne und effektiv, wenn die Stimmung schlecht ist und ständig die Kopfnuss vom Chef wie ein Damoklesschwert über uns hängt.
Aber was ist die richtige Arbeitsathmosphäre und wie schafft man sie für das Pferd?
Zunächst mal hilft es sicher, den eigenen Streß abzustreifen, indem man vielleicht eine Runde um den Stall läuft. Dann ist man auch schonmal etwas aufgewärmt.
Außerdem ist ein Plan immer gut, ebenso wie ein Plan B. Wenn ich weiß, wo in der Trainingseinheit die Reise hingehen soll, bin ich innerlich schonmal gut positioniert und das Pferd wird weniger fragen, ob ich es ernst meine. Natürlich muss das Ziel schon realistisch und erreichbar sein, dazu aber an anderer Stelle mehr.
Weiterhin könnte man sich nochmal ins Gedächtnis rufen, dass man sich ja aus dem Grunde mit dem Pferd beschäftigt, weil man es gerne macht und sein Pferd mag. Und weil man ja schon auch möchte, dass das Pferd einen mag. Hat das Pferd regelmäßig negative Trainingserlebnisse mit uns, wird sich die Sympathie aber sicher in Grenzen halten.
Daher schauen wir zunächst, wie das Pferd drauf ist, ob es einen guten Tag hat uns motiviert ist, oder unser Trainingsplan vielleicht doch nochmal überarbeitet werden und eine Spiel- oder Wellnesseinheit angesagt ist. Auch während des Trainings ist es wichtig, auf das Pferd zu achten, um festzustellen, ob und wann es überfordert ist, eine Pause braucht oder Feierabend angesagt ist.
Pferde tun, was sie können, für Lob und Anerkennung. Also bitte: Lächeln, anfeuern, loben, freuen, je nach Nervenkostüm des Pferdes mehr oder weniger überschwenglich und natürlich der Leistung angemessen. Wenn das Pferd das mag, kann man ihm nach einem Salto rückwärts auch schonmal um den Hals fallen. Motivierte Pferde haben Spaß an der Arbeit und lernen.
Wie kleine Kinder lernen auch Pferde ablenkungsfrei am besten, also spielen Ort und Zeit für das Training eine große Rolle. Wenn gerade alle anderen Pferde von der Weide in den Stall gebracht werden, ist das ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für effektives Training, denn jedes noch so gut erzogene Pferd will dann mit.
Die früher allseits gebotene Ruhe im Stall diente einerseits dazu, die Pferde nicht von der Arbeit abzulenken und andererseits das Gelernte im Pferdehirn zu festigen, indem man sie nach der Arbeit zur Ruhe kommen ließ und nicht durch irgendetwas in den Fluchtmodus versetzte und die ganze Arbeit dadurch wieder zunichte machte. Es ist zwar schön und sicher im Gelände auch praktisch, wenn das Pferd auch Bobbycars und ballspielende Kinder und Hunde kennt und erträgt, für Ablenkung von der Arbeit sorgen sie dennoch.
Konflikte und Strafen sind zu vermeiden, denn sie erzeugen Angst beim Pferd und ein ängstliches Pferd lernt nicht. Ist das Pferd im Fluchtmodus, wird das Denken gewissermaßen aus- und der Instinkt eingeschaltet und man gerät in eine Art Negativ-Spirale.
Damit das Pferd effektiv Arbeiten und Lernen kann braucht es unter anderem
- eine ruhige, ablenkungsarme Umgebung
- einen ruhigen, freundlichen Menschen mit einem Plan
- viel Lob und Motivation
- Erfolge
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Karin Wimmer (Dienstag, 06 November 2012 08:44)
Schön geschrieben; hab mir grad den "Salto rückwärts" bildlich vorgestellt :)!